Land Tirol: Abbruch und Neuerrichtung Innsteg, Erl

Bei einer Brückenüberprüfung im Juli 2021 wurden so starke Schäden an der 1992 errichteten Holzfachwerkbrücke festgestellt, dass diese sofort gesperrt werden musste. Da die zwei Pfeiler und die Widerlager noch in sehr gutem Zustand waren, entschied man sich für eine komplette Neuerrichtung des gesamten Fachwerkes als Stahl-Holz-Verbundkonstruktion.
Da ein Absenken des Rückstaus Kraftwerk Brannenburg und somit eine große Vorschüttung in den Inn nicht in Frage kam, ein Einschwimmen der Brückenteile mit einem Ponton nicht praktikabel und das Arbeiten von der deutschen Seite sich auch schwierig gestalten würde, plante das Land Tirol eine teilweise Vorgrundschüttung, eine provisorische Umlegung der Landesstraße und den Einhub der vor Ort zusammengebauten 3 Teile mittels Raupenkran.

Aufgrund einer von uns ausgearbeiteten Variante mit erheblicher Kosteneinsparung für den Auftraggeber haben wir den Zuschlag erhalten. Durch die Optimierung des Antransportes der Teile und der Kranposition sowie der sich daraus ergebenden Gegengewichtstellung war es möglich, auf die Errichtung der Vorgrundschüttung und auch auf die Umlegung der Landesstraße zu verzichten. Lediglich Ampelphasen und teilweise Sperren für die Nacht wurden nötig. Auch ein aufwändiger Umbau der Pumpstation des Kanalnetzes blieb der Gemeinde somit erspart.

Die Vormontage der drei Teile erfolgte auf einem asphaltierten Grundstück der Gemeinde Erl und der Transport zum Einbauort mittels Selbstfahrplattformen. Der Einhub des am weitesten entfernten Schusses war mit ca. 40,5 Tonnen auf eine Entfernung von 112 m die größte Beanspruchung für den Kran und deshalb wurden möglichst wenige Komponenten auf den Schuss vormontiert. Die anderen zwei Schüsse waren wesentlich näher und konnten so viel schwerer sein. Dies ermöglichte die Vormontage des Dachstuhles auf dem Tragwerk und auch des Bodenbelags. Der Mittelteil brachte nun immerhin 45 Tonnen auf die Waage.
Am Montag, den 27. März 2023, war es dann so weit: Der 800-t-Raupenkran LR1800-1.0 der Firma Felbermayr Transport- und Hebetechnik kam in den späten Abendstunden zum ersten Mal zum Einsatz. Nach dem Entfernen des ersten Brückenelements mussten die Arbeiten jedoch aufgrund von Schneefall und Wind abgebrochen und auf den nächsten Abend verschoben werden.

Erst am Dienstag konnte die Demontage der alten Brücke abgeschlossen werden, bevor in den späten Nachtstunden nach stundenlangen Vorbereitungen der erste Einhub erfolgte. Mittwoch- und Donnerstagnacht wurden die beiden weiteren in der Erler Zimmerei Schwaighofer gefertigten, bis zu 55 Tonnen schweren Brückenteile montiert.

Für die unteren tragenden Teile mit Unterstellungen bis zu den Betonpfeilern sorgte unser Tochterunternehmen Raffl Stahlbau. Insgesamt 60 Tonnen Stahl wurden für die Kon-
struktion benötigt. „Planungsstart war bereits Ende November, Anfang Februar startete die Produktion, Mitte März erledigten wir die Vormontage. Herausfordernd war vor allem die Stahlholzverbundbauweise, die eine genaue Abstimmung mit der Zimmerei erforderte“, so der Projektverantwortliche Michael Schafferer (Raffl Stahlbau).

Äußerst zufrieden mit dem Ablauf des Projekts zeigte sich Thomas Kneringer, Projektleiter BODNER Ingenieurbau. „Die Demontage und die Einhübe sind beeindruckend gut gelaufen. Es passte jeder Zapfen, wie wir sagen. Die Unternehmen haben hier vor Ort und vor allem auch im Vorfeld perfekt zusammengearbeitet, ihre Arbeiten optimal erledigt, das Um und Auf bei einem Stahl-Holz-Bauprojekt.“
Am 2. Juni wurde der neue Innsteg feierlich eröffnet.

Fotos: Thomas Kneringer, Florian Paluc, Land Tirol, GPhoto
Text: Adriane Gamper, Thomas Kneringer